Von Colli-Bike zu BikeBox: Eine nachhaltige Verpackungsidee von 1992 feiert ihr Comeback

Das von Ernst Brust, Conni Greif und Fritz Lüdi entwickelte „Colli-Bike-System" ©velotech.de
Das von Ernst Brust, Conni Greif und Fritz Lüdi entwickelte „Colli-Bike-System" ©velotech.de

Die Einführung der wiederverwendbaren BikeBox durch Riese & Müller ist ein bemerkenswerter Schritt hin zu nachhaltiger Fahrradlogistik. Interessanterweise erinnert dieses Konzept stark an das bereits 1992 von Ernst Brust, Conni Greif und Fritz Lüdi entwickelte „Colli-Bike-System“, das damals jedoch nicht die erhoffte Akzeptanz im Fachhandel fand.

Das Colli-Bike-System von 1992 – Eine Pionierleistung ihrer Zeit –

Bereits in den frühen 1990er-Jahren erkannten die Entwickler Ernst Brust, Conni Greif und Fritz Lüdi die Notwendigkeit, die enorme Menge an Einwegverpackungen für Fahrräder zu reduzieren. Die damals übliche Transportverpackung bestand aus Kartonagen, die nach der Anlieferung im Handel meist entsorgt wurden. Dies verursachte nicht nur erhebliche Mengen an Verpackungsmüll, sondern bedeutete auch einen zusätzlichen logistischen Aufwand.

 

Mit dem Colli-Bike-System entwickelten Brust, Greif und Lüdi eine Mehrwegverpackung, die bis zu 30-mal wiederverwendet werden konnte. Diese bestand aus einer robusten, wetterfesten Polypropylenhülle, die das Fahrrad während des Transports schützte und anschließend von den Händlern zurückgegeben wurde. Falls die Hülle beschädigt wurde, konnte sie granuliert und recycelt werden.

 

Das System wurde von der deutschen Umweltpolitik als innovativer Beitrag zur Abfallvermeidung anerkannt – sogar mit einem Umweltpreis ausgezeichnet. Trotz dieser Würdigung blieb der große Durchbruch aus, weil der Fachhandel das System nicht annahm. Die Gründe hierfür lagen vermutlich in der damaligen Logistikstruktur, in der sich das Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit erst noch durchsetzen musste.

BikeBox von Riese & Müller – Das Comeback einer alten Idee

Heute, über 30 Jahre später, greift Riese & Müller die gleiche Grundidee wieder auf und setzt sie mit der BikeBox in die Praxis um. Laut dem Bericht von SAZbikewurde die neue Mehrwegverpackung über zwei Jahre hinweg mit 90 internationalen Händlern getestet und weiterentwickelt.

 

Die wesentlichen Merkmale der BikeBox ähneln dem damaligen Colli-Bike-System:

  • Material: 60 % recyceltes Polypropylen
  • Wiederverwendbarkeit: bis zu 30-mal
  • CO₂-Reduktion: Einsparung von über 70 % im Vergleich zu Kartonverpackungen
  • Müllvermeidung: Reduzierung von bis zu 210 kg Kartonage pro Box
  • Witterungsbeständigkeit: Schutz vor Feuchtigkeit und Transportschäden
  • Sicherheitsaspekt: Keine Verletzungsgefahr durch Zerschneiden von Kartons

Die Geschäftsführerin von Riese & Müller, Sandra Wolf, hebt hervor, dass das Unternehmen mit diesem System einen Pionierschritt in der Fahrradlogistik geht. Der Rollout der BikeBox erfolgt nun europaweit als Standardlösung für Händler, während herkömmliche Kartonverpackungen nur noch gegen Aufpreis angeboten werden.  

 

Fazit – Eine zweite Chance für ein nachhaltiges Konzept

Dass sich nach drei Jahrzehnten eine ähnliche Idee erneut durchsetzt, zeigt, wie vorausdenkend Brust, Greif und Lüdi damals waren. Während das Colli-Bike-System seiner Zeit vielleicht noch zu weit voraus war, trifft die BikeBox heute auf ein verändertes Marktumfeld, in der Nachhaltigkeit eine wesentlich größere Rolle spielt.

 

Es bleibt abzuwarten, ob die Fachhändler dieses Mal die Vorteile eines Mehrwegsystems erkennen und dieses Konzept breiter unterstützen. In jedem Fall ist es ein Beweis dafür, dass gute Ideen manchmal nur auf die richtige Zeit warten müssen, um erfolgreich zu werden.

 

 

Quelle: Ernst Brust, www.velotech.de