Kurtinig an der Weinstraße, das ist kulinarisches und bewusstes Erleben bei venezianischem Flair. Deshalb gilt Kurtinig auch als „Klein Venedig“. Klein, aber fein und nachhaltig. Dieses Leitmotiv prägt die konkreten Projektideen zur Entwicklung der Gemeinde im Unterland, der zweitkleinsten Südtirols.
Beispiele sind die Errichtung einer Ladestelle für E-Bikes, die von einer Photovoltaikanlage gespeist wird, Fahrradabstellplätze und ein Reparaturservice im Dorf sowie ein übergemeindlicher Radweg zum Bahnhof. Damit diese Projekte den nötigen Schwung erfahren, hatte Bürgermeister Manfred Mayr am Montag, 15. April 2024 zur Auftaktetappe des Euregio-Radrennens „Tour of the Alps“ und zu einem abendlichen Talk-Event willkommen geheißen.
Grenzenlose Begeisterung
Gekommen waren Fans und Freunde des Radsports. Zahlreich am Nachmittag in das Dorfzentrum, als der Norweger Tobias Svendsen Foss als Erster über die Ziellinie sprintete, sowie am Abend ins zentral gelegene Teutschhaus, wo mit Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport grenzübergreifend „rund ums Rad“ diskutiert wurde. So war der langjährige Obmann des Tourismusverbandes Osttirol Franz Theurl vor Ort, um über die konsequente Fokussierung seiner Region auf den Radsport zu berichten, die einen enormen Werbewert erzeugt. Osttirol setzt seit Jahrzehnten darauf und hat seit der vergangenen Tour de France ein Testimonial von Weltformat: Felix Gall aus Nußdorf-Debant. Er hat 2023 die Königsetappe der Tour gewonnen und wurde zu Österreichs Sportler des Jahres gekürt. Dafür hat Osttirol seinen neuen Radsporthelden in der Heimat gebührend gefeiert. Event-Profi Franz Theurl organisierte quasi über Nacht die „Tour de Gall“ mit über 600 Radlerinnen und Radlern in Gelben Trikots, allen voran Tirols Landeshauptmann Anton Mattle und Sportlegenden wie Franz Klammer.
Zwei Radprofis erzählen
Ein anderer Österreicher hat 2017 Historisches geschafft, als er als Erster seines Landes eine Etappe beim Giro d’Italia gewann und zudem ins Rosa Trikot fuhr. Die Rede ist von Lukas Pöstlberger, Kapitän des Österreichischen Nationalteams bei der Tour of the Alps. Und so ließ er es sich auch nicht nehmen, beim Euregio-Talk in Kurtinig persönlich dabei zu sein. Es sei nicht oft und damit eine besondere Ehre, auf heimischem Boden im Nationaltrikot zu starten, was ihn motiviere, bei den Tiroler Etappen besonders aktiv und den jungen Fahrern Vorbild zu sein. Zudem halte er den Traum von einer Olympia-Teilnahme in Paris aufrecht. Auch Eva Lechner, Südtirols erfolgreichste Mountainbikerin aller Zeiten und bereits viermal bei Olympischen Spielen dabei, war ins Teutschhaus gekommen, um auf ihre Karriere zurückzublicken, von besonderen Momenten zu erzählen und von ihren Vorstellungen, wie sie die letzte Profisaison beenden und was danach unternehmen möchte. Eine Karriere im Management oder bei der Betreuung des Nationalteams sei demnach nicht ausgeschlossen.
Sportförderung mit Zukunft
Der abendliche Talk, moderiert von Josef Bernhart, wissenschaftlicher Begleiter des Entwicklungsprojektes in der Gemeinde Kurtinig vonseiten der Eurac Research und selbst radsportbegeistert, endete mit Grußworten von Peter Brunner, Südtirols Landesrat für Sport. Er zeigte sich auch in seiner Funktion als vormaliger Präsident des Städtenetzwerkes Südtirol City überzeugt, dass Radsport und Radmobilität zu Südtirols Kernkompetenzen gehören, die es kontinuierlich zu stärken gelte. Hierzu stimme er sich laufend mit Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider und Gesundheitslandesrat Hubert Messner ab. Insbesondere die Vereine liegen ihm am Herzen, damit vor allem junge Menschen die Freude an diesem schönen Sport optimal ausleben und vielleicht auch einmal zum Idol werden können.
Text: Dr. Josef Bernhart/Eurac Research