Der Beschluss des Kabinetts zum Gesetz zur Validierung und Digitalisierung der beruflichen Bildung wird vom Verbund Service und Fahrrad (VSF) begrüßt. Der VSF sieht darin eine Chance für die Qualifizierung und Anerkennung von Kompetenzen im Fahrradfachhandel und für die Stärkung der gesamten Fahrradbranche in Deutschland.
Das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz ist ein zentraler Bestandteil der „Exzellenzinitiative Berufliche Bildung“. Durch das Gesetz sollen Menschen ohne formalen Berufsabschluss einen Anspruch auf Feststellung und Bescheinigung ihrer beruflichen Qualifikationen am Maßstab des entsprechenden Ausbildungsberufs erhalten. Einfacher ausgedrückt: Es sollen auch berufliche Fertigkeiten formal anerkannt werden, die nicht über den klassischen Bildungsweg und entsprechende Abschlüsse erworben wurden.
Die Qualifikationsfeststellung soll bundesweit einheitlich und durch die bestehenden Prüfungsgremien der dualen Ausbildung erfolgen. Voraussetzung für die Zulassung ist, dass die betroffene Person das eineinhalbfache der für den Beruf vorgeschriebenen Ausbildungszeit als Berufspraxis vorweisen kann. Die zuständige Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) begründet die Initiative so: „Wir wollen Menschen ohne formalen Berufsabschluss einen Weg eröffnen, ihre Berufserfahrung und ihre Kompetenzen sichtbar zu machen und wieder Anschluss an das Bildungssystem zu bekommen. So wird aus einem verpassten Abschluss eine zweite Chance".
Der VSF e.V. setzt sich schon seit vielen Jahren dafür ein, die Wege in Ausbildung und Beruf zu modernisieren und (modulare) Qualifizierungsangebote für Personen mit ‘atypischen’ Berufsbiografien auf- und auszubauen. Gemeinsam mit Branchenpartnern aus Handel, Industrie und Dienstleistung wurde 2020 zudem die Arbeitskräfteinitiative www.fahrrad-berufe.de ins Leben gerufen, um das Potenzial der Fahrradwirtschaft und ihrer großartigen Unternehmen im Wettbewerb, um Fach- und Arbeitskräfte auszuschöpfen.
Im Fahrradfachhandel, der mit über 45.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten eine tragende Säule der Fahrradwirtschaft bildet, sind Seiten- und Quereinsteiger schon seit vielen Jahren unverzichtbare Leistungsträger. Die Anzahl der in ‚Fahrradberufen‘ ausgebildeten Personen liegt deutlich unter dem Bedarf des Handels. Eine Erhebung von BIKE&CO/VSF nach betrug die ‚Lücke‘ im Handel im 2020 rund 13.000 Stellen in Werkstatt und Verkauf.
Stephan Fuchs, Leiter der VSF-Akademie: „Wir sehen in der Gesetzesinitiative einen absolut sinnvollen Modernisierungsschritt, der auf Realitäten des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes reagiert. Die Ausbildungszahlen liegen seit Jahren deutlich unter dem Bedarf der Branche. Gleichzeitig wollen viele Menschen in der Fahrradwirtschaft aktiv sein – das Image der Branche ist hervorragend. Es muss uns besser gelingen, alle Interessierte und ganz besonders Menschen mit Migrationshintergrund, unterbrochenen Schul-, Ausbildungs- und Berufsbiografien oder ausländischen Zertifikaten abzuholen und passgenau zu qualifizieren. Die Bedeutung der dualen Ausbildung bleibt überragend. Eine Aufgabe für alle in der Branche ist die Stärkung der oftmals ehrenamtlichen Prüfungsgremien.“
Das Gesetz fördert die Digitalisierung und Entbürokratisierung der beruflichen Bildung, etwa durch die Digitalisierung von Prüfungsverfahren und den Abbau von Schriftformerfordernissen. Diese Maßnahmen können die ehrenamtlichen Prüfer*innen entlasten und gleichzeitig die Qualität und Effizienz der Prüfungen erhöhen. Das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz muss vor Inkrafttreten noch durch den Bundestag und Bundesrat. Eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich.