Der "Alleskönner" startet in die Weltcup-Saison

Ein junger Grazer schiebt sich im Windschatten der heimischen Radstars an die Weltspitze. Was ihn von seinen prominenten Radkollegen unterscheidet? Franz-Josef Lässer hat eine Behinderung und trotz dieser bestreitet er nicht nur sämtliche Disziplinen im Radsport, sondern fährt auch im Kreise der Nicht-Behinderten. Für 2024 hat er sogar einen Vertrag bei einer Profimannschaft erhalten; eine Seltenheit im internationalen Radsport. Am 15. Januar beginnt seine Weltcup-Saison.

Franz Lässer im WSA-Trikot (Copyright: Bernd Gruber)
Franz Lässer im WSA-Trikot (Copyright: Bernd Gruber)
Von Geburt an sind vier Finger der linken Hand stark verkürzt. Das Bremsen war für Franz-Josef Lässer immer das größte Problem. "Doch das hielt ihn nicht davon, ab aufs Rad zu steigen. Das begann er schon im Alter von vier Jahren", sagt sein Vater. In der Nähe von Stattegg aufgewachsen, wuchs durch die zahlreichen MTB-Events die Faszination am Radsport. "In meinen Teenagerjahren habe ich dann oft gehört: Franz, das ist nichts für dich, das ist anatomisch nicht möglich. Durch technische Entwicklungen wurde mir ermöglicht, dass ich die Vorder- und Hinterbremse auf meinen Rädern auf der rechten Seite montiere. Jetzt ist nichts mehr unmöglich. Zu Beginn fuhr ich ausschließlich mit dem Mountainbike, jetzt gehören auch das Bahn- und Straßenrad sowie die Crossmaschine zu meinen Sportgeräten", sagt Franz-Josef.
 
Saisonstart in Australien
Nächste Woche beginnt für Lässer die neue Saison. Am 15. und 16. Januar 2024 stehen jeweils Weltcuprennen der Kategorie C5 auf dem Programm. Den Anfang macht er beim Zeitfahren über 23,4 Kilometer und am 16. Januar folgt das Straßenrennen über 70,2 Kilometer. "Mein Ziel ist das Podium. Zuletzt habe ich viele Hitzeeinheiten, um mich an die sommerlichen Temperaturen zu gewöhnen, absolviert. Die Rennen finden in Adelaide statt, wo auch die WorldTour-Rundfahrt Tour Down Under für die Profis über die Bühne geht."
 
Grazer holte WM-Medaille in Glasgow 2023
Mit seinen 23 Jahren ist der ambitionierte Breakdancer im besten Radsportalter. Das bewies er im Vorjahr auch bei den Monster-Weltmeisterschaften in Glasgow, bei der er in der Kategorie C5 Vizeweltmeister im Omnium wurde. Damit holte er neben Thomas Frühwirth auch eine WM-Medaille für die ÖRV-Pararadsportler. Seine Erfolgsliste ist schon lange, 2021 krönte er sich zum Europameister im Straßenrennen, heuer zudem Weltcup-Silber im C5-Straßenrennen in Ostende. Vor zwei Jahren bestritt er bei den "normalen" U23-Fahrern den MTB-Cross Country in Leogang und neben Erfolgen im Eliminator bei den "Nicht-Behinderten" wurde er heuer auch österreichischer Meister in der Kategorie U23 im Querfeldein.
 
Paralympics in Paris, das große Ziel
Franz-Josef Lässers Credo lautet: "Meine Leidenschaft ist zu leiden!" Das will er heuer auch unter Beweis stellen. Nach dem ersten Para-Weltcup nächste Woche folgen im März die Bahn-WM in Brasilien und im September höchstwahrscheinlich die Paralympics in Paris. "Dort bin ich so gut wie fix dabei, die Limits habe ich erfüllt. Ich werde bei den Bahnbewerben und auf der Straße im Straßenrennen und Zeitfahren starten", sagt der Grazer.
 
Einer der wenigen Radsportler mit Handicap in Profimannschaft
Und was noch ein zusätzliches i-Tüpfelchen bezüglich Motivation bringt und seine Vielseitigkeit unterstreicht: Franz-Josef Lässer hat als einer der wenigen Radsportler mit Behinderung einen Profivertrag bei einem Continental Team erhalten. "WSA KTM GRAZ p/b Leomo hat mir die Möglichkeit geboten, heuer bei Rad-Bundesligarennen mitzufahren. Auch die Internationale Oberösterreich Rundfahrt will ich wieder bestreiten. Und wer weiß, vielleicht stehe ich auch bei der Tour of Austria am Start. Sag niemals nie."
 
Homepage: https://franzjoseflässer.at