Damit Kinder viele Wege eigenständig, aktiv und sicher zurücklegen können, braucht es die entsprechenden Voraussetzungen in ihrem Wohnumfeld. Welche Maßnahmen dafür auf Straßen und Wegen entscheidend sind, hat der VCD in einer Online-Befragung mit rund 3.800 Teilnehmenden ermittelt.
Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewegt sich zu wenig – mindestens 60 Minuten pro Tag empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation. Der ökologische Verkehrsclub VCD hat in einer Online-Befragung untersucht, wie der Verkehr im Wohnumfeld gestaltet werden muss, damit Kinder ihre Wege aktiv und sicher zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller zurücklegen können. Rund 3.800 Befragte, 72 Prozent davon Eltern von Kindern unter 16 Jahren, haben die drängendsten Probleme für einen kindgerechten Verkehr genannt. Fest steht, der Handlungsbedarf ist groß: Eine große Mehrheit der Befragten (81 Prozent), bewertet das eigene Wohnumfeld als nicht kinderfreundlich. Ein knappes Drittel gibt an, dass sich die Bedingungen in den letzten Jahren sogar verschlechtert haben.
Dabei sind Kinder äußerst mobil und legen schon im Alter von fünf bis zehn Jahren jeden Tag etwa 22 Kilometer zurück – allerdings überwiegend im Auto. „Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder alleine zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule oder zu Freunden losziehen zu lassen, weil die Straßen voller parkender und schnell fahrender Autos, unübersichtlich sind. Besonders für Kinder ist das eine Herausforderung und gefährlich“, so Anika Meenken, VCD-Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätsbildung. „Dadurch entsteht ein Teufelskreis, denn wenn immer mehr Familien das Elterntaxi für ihre Wege nutzen, werden die Straßen für die anderen Kinder noch unsicherer.“
Deshalb erachten 80 Prozent der Befragten als wichtigste Maßnahme, dass Fuß- und Radverkehr Vorrang vor dem Auto bekommen. „Diesem Wunsch muss die Politik nachgehen, denn er fördert nicht nur das Wohl und die Sicherheit von Kindern, sondern auch von allen anderen Menschen, die ohne Auto unterwegs sind“, unterstreicht Meenken. Für 77 Prozent der Befragten sind zu schnell fahrende Autos die größte Gefahr für Kinder. Drei Viertel plädieren daher für eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts. 78 Prozent wünschen sich außerdem mehr Kontrollen von Rasern und Falschparkern.
Neun von zehn Familien mit Kindern haben ein Auto, und Kinder bewegen sich vorwiegend an geschützten Orten wie einem Sportverein. „Wir müssen die Bewegung zurück in den Alltag der Kinder holen, damit sich ihre Aktivität nicht nur auf ein- oder zwei Stunden pro Woche beschränkt“, findet Meenken. Deshalb fordert der VCD die Politik auf, die Bedürfnisse von Kindern stärker umzusetzen. Es braucht Straßen für Menschen – nicht für Autos. Dazu gehören: dichte und sichere Fuß- und Radwegenetzeverkehrsberuhigte und Tempo 30-Zonen. Das geht aber nur, wenn die Straßenverkehrsordnung reformiert wird. Denn dann können auch Ziele wie die Vision Zero, also null Verkehrstote, rechtlich verankert werden. 76 Prozent der Befragten unterstützen die Forderung nach einer kindgerechten Reform.
Mehr Informationen und die Ergebnisse der Umfrage finden Sie im Factsheet Kindgerechte Mobilität: