Auf dem ehemaligen Weltcup-Kurs in Albstadt werden am kommenden Wochenende die Deutschen Mountainbike-Meisterschaften im olympischen Cross-Country, im Shorttrack und mit dem eBike ausgetragen.
Insgesamt 13 Deutsche-Meister-Trikots und 39 Medaillen werden am kommenden Wochenende von Freitag bis Sonntag auf dem ehemaligen Weltcup-Kurs in Albstadt-Tailfingen im Rahmen der Albstadt Bike Classic vergeben: je zwei beim Shorttrack und beim e-MTB, sowie drei in der Mastersklasse und sechs in den Lizenzkategorien der Männer und Frauen in den Altersklassen der Junioren (U19), U23 und Elite. Dazu kommen noch Rennen im Rahmen des vorletzten Laufs zur Bundes-Nachwuchssichtungsserie des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in den Klassen U15 und U17. Rennen für Kinder von U9 bis U13 und ein Hobby-Rennen für Mountainbiker runden das volle Programm im Bullentäle ab.
Im Mittelpunkt des Interesses stehen aber natürlich die Deutschen Meisterschaften der Elite in den Disziplinen Shorttrack (XCC) und olympisches Cross-Country (XCO). Schließlich werden die Sieger die weißen Meistertrikots bei nationalen und internationalen Rennen bis zur nächsten Deutschen Meisterschaft und damit bis kurz vor den Olympischen Spielen in Paris tragen und damit im besonderen Interesse der Medien stehen.
Allerdings hat ausgerechnet der am höchsten gehandelte Titelfavorit und Titelverteidiger im Shorttrack, Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV) aus Reudern, auf einen Start im Bullentäle verzichtet. Der derzeit mit deutlichem Abstand beste Deutsche im Weltcup (XCC: 1., XCO: 4.) und in der Weltrangliste (7.) will sich kompromisslos auf die Weltmeisterschaften vorbereiten, die vom 8. bis 12. August im schottischen Glentress Forest ausgetragen werden. „Das war eine schwere Entscheidung“, sagt der 26-jährige Schwabe. „Ich würde den Veranstaltern von Skyder gerne etwas für ihre jahrelange Arbeit im Rahmen des Weltcups zurückgeben, aber es passt überhaupt nicht in meinen Trainingsplan. Ich will mich voll auf die Weltmeisterschaften konzentrieren, wo ich Chancen auf ein noch viel schöneres Trikot und noch wertvollere Medaillen habe.“
Damit dürfen die Zuschauer vielleicht sogar noch einen Tick spannendere Rennen in den steilen Anstiegen und spektakulären Abfahrten im Bullentäle erwarten, wenn die anderen besten deutschen Mountainbiker um Meisterehren und Medaillen kämpfen, allen voran XCO-Titelverteidiger Max Brandl (Freiburg/Brsg.) vom Team Lexware: „Das wird eine totale Überraschungskiste“, ist sich der ebenfalls 26-jährige, bisher dreifache Deutsche Elite-Meister sicher: Schließlich kämpft eine ganze Handvoll Sportler auf ähnlichem Niveau um den Titel, allen voran sein eigener Teamkamerad David List (Freiburg/Brsg.): „Ich hatte in den vergangenen Wochen extrem viel Pech mit Stürzen und Infekten“, so List: „Ein Platz auf dem Podest wäre cool, selbst der Titel ist nicht unrealistisch.“ Immerhin durfte List schon mal das Deutsche Meistertrikot auf der Marathon-Distanz tragen, war schon zwei Mal Deutscher Junioren-Meister und einmal nationaler U23-Meister. Eine ähnliche Bilanz kann auch Georg Egger (Speed Company) vorweisen. Der 28-jährige Sportsoldat von der Speed Company aus Obergessertshausen findet die Strecke „ziemlich geil“ und erwartet ein eher taktisches Rennen, bei dem lange Zeit eine größere Spitzengruppe zusammenbleiben könnte: „Die Strecke kommt mir richtig entgegen, sie ‚rollt gut‘. Immerhin bin ich hier schon mal Zweiter im U23-Weltcup geworden.“ Lokalmatador Tobias Steinhart (Dowe-Simplon) von der RSG Zollernalb hat zumindest Außenseiterchancen auf eine Medaille: „Daheim wachsen Fahrer oft über sich hinaus“, weiß auch Max Brandl.
Nicht am Start ist neben Luca Schwarzbauer auch der Münstertäler Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr), der ursprünglich auch als Titelkandidat gehandelt worden war: Der 30-Jährige hatte sich beim Bundesliga-Rennen in Gedern bei einem Sturz Muskeln im rechten Oberarm abgerissen und ist noch in der Rekonvaleszenz.
Spannend dürften auch die Rennen bei den Frauen werden, denn es gibt keine klare Favoritin auf die Meistertrikots im Shorttrack und über die olympische Distanz. „Titelverteidigerin in beiden Disziplinen zu sein, ist keine einfache Situation“, beschreibt die erst 23-Jahre alte Leonie Daubermann (Gessertshausen) ihre Ausgangslage. Nach einem wegen eines Infekts wenig zufriedenstellenden Weltcup-Blocks will sie „erst gar nicht das Gefühl aufkommen lassen, nur verlieren zu können.“ Während sie sich beim Shorttrack wenig Aussicht auf eine Titelverteidigung ausrechnet („die flache Strecke liegt mir nicht“), sieht sie ihre Chancen über die olympische Distanz ungleich höher: „Der Kurs ist deutlich berglastiger. Ich freue mich krass auf das Wochenende!“ Hauptkonkurrentin dürfte ebenfalls eine Lexware-Fahrerin sein: die 24-jährige Nina Benz aus Freiburg/Brsg., die in der Weltrangliste knapp hinter, im Weltcup aber knapp vor Daubermann liegt. Die lokalen Hoffnungen liegen aber auf Olympiateilnehmern Ronja Eibl (Alpecin-Deceunik), die nach zwei harten Jahren ihren Anschluss an die Weltspitze sucht. „Das habe ich mir am Anfang der Saison einfacher vorgestellt.“ Doch in Albstadt wird auch sie aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen, eine langwierige und kräfteraubende Aufholjagd bleibt ihr erspart. Sie kann sich direkt mit den Besten messen. Im Gegensatz zu Daubermann kommt ihr die Shorttrack-Strecke nach eigenen Angaben besser entgegen als die „unrhythmische“ XCO-Strecke. „Allerdings kann ich gar nicht sagen, wie mir das kurze Rennen über 20 Minuten liegt – ich bin dieses Jahr erst ein einziges gefahren, nämlich zum Bundesligaauftakt in Krumbach.“
Auch bei den Frauen müssen die Zuschauer auf zwei Protagonistinnen und Medaillenkandidatinnen verzichten, beide fallen wegen Schwangerschaften aus: die dreifache Deutsche Meisterin Elisabeth Brandau (Schönaich, EBE Racing) hat im Juni ihr drittes Kind entbunden, Nadine Rieder (Sonthofen, jb Brunex Superior) erwartet im Oktober ihr erstes Baby.
Laut Aussage von Bundestrainer Peter Schaupp ist die Deutsche Meisterschaft in Albstadt die letzte Chance für einige Athletinnen und Athleten, sich für die Weltmeisterschaften in Glasgow und Schottland (06.-12. August) zu qualifizieren.
„Auch wenn es kein Weltcup mehr ist: Es wird wieder eine tolle Veranstaltung im Bullentäle“, ist sich Veranstalter Stephan Salscheider, Inhaber der Agentur Skyder Event & Track Company, die bisher im Auftrag der Stadt Albstadt den Weltcup organisiert hatte und nun mit Unterstützung der RSG Zollernalb die Deutsche Meisterschaft ausrichtet. Besonders freut Salscheider, dass nun wieder die Nachwuchsrennen mehr Platz einnehmen können. Bereits zum fünften Mal finden in Albstadt Deutsche Mountainbike-Meisterschaften statt. Neben der Deutschen Downhill-Meisterschaft 2014 fanden in Albstadt die Deutschen XCO-Meisterschaften 2005, 2006 und 2011 statt. Albstadt hat damit nicht nur die meisten deutschen Weltcups, sondern auch Deutsche Meisterschaften ausgerichtet.
Weitere Informationen: https://www.albstadt-mtb-classic.de/
Zeitplan:
Freitag:
- 17:45 Uhr Deutsche Meisterschaft Shorttrack Frauen
- 18:20 Uhr Deutsche Meisterschaft Shorttrack Männer
Samstag:
- 9:30 Uhr Nachwuchssichtung U17m
- 10:40 Uhr Nachwuchssichtung U17w / U15w
- 11:50 Uhr Nachwuchssichtung U15m
- 13:00 Uhr Alb-Gold Juniors Cup Powerflitzer / U7 m/w
- 13:15 Uhr Alb-Gold Juniors Cup U13m
- 13:45 Uhr Alb-Gold Juniors Cup U13w
- 14:15 Uhr Alb-Gold Juniors Cup U11m
- 14:45 Uhr Alb-Gold Juniors Cup U11w
- 15:15 Uhr Alb-Gold Juniors Cup U9 m/w
- 15:45 Uhr Hobby-Rennen XCO
- 17:00 Uhr Deutsche Meisterschaft XCO Masters 1-3
- 19:05 Uhr Deutsche Meisterschaft E-MTB m/w
Sonntag:
- 9:00 Uhr Deutsche Meisterschaft XCO U19m
- 10:30 Uhr Deutsche Meisterschaft XCO U23m
- 12:30 Uhr Deutsche Meisterschaft XCO Elite Frauen / U23w / U19w
- 14:30 Uhr Deutsche Meisterschaft XCO Elite Männer
Titelverteidiger aus 2022
- XCO Elite Männer: Max Brandl (Lexware)
- XCO Elite Frauen: Leonie Daubermann (KTM Factory Racing)
- XCC Elite Männer: Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV)
- XCC Elite Frauen: Leonie Daubermann (KTM Factory Racing)
- E-MTB XCO Männer (2020) Jochen Käß
- E-MTB XCO Frauen (2020) Alina Bähr
- XCO U23 Männer: Lennart Krayer (Lexware)
- XCO U23 Frauen: Finnja Lipp (Ghost Factory Racing)
- XCO U19 Männer: Paul Schehl (Lexware)
- XCO U19 Frauen: Carla Hahn (Lexware)