Auf 170 Jahre Unternehmensgeschichte oder - anders gesagt - fünf Generationen Handschuhmacherhandwerk blickt das Haus Chiba in diesem Jahr zurück. Während in den Anfängen feine Handschuhe für die vornehme Gesellschaft des 19. Jahrhunderts gefertigt wurden, ist Chiba heute auf die Produktion von Sporthandschuhen, aber auch hochwertigen Schutzhandschuhen zum Beispiel für die Feuerwehr spezialisiert. Was sich in all den Jahren nicht änderte, ist, dass Handschuhe aus Leidenschaft und mit höchster Präzision hergestellt werden. Dementsprechend erfolgreich setzt sich die lange Tradition der Handschuh-Manufaktur Chiba auch im 21. Jahrhundert fort. Wir gratulieren!
Man schreibt das Jahr 1853. Wien und die Habsburger Welt stehen kopf, nachdem am 18. Februar ein Attentat auf den jungen Kaiser Franz Josef I. verübt wurde, bei dem dieser nur knapp mit dem Leben davonkam. Die Industrialisierung hat längst ihren Lauf genommen und das böhmische Karlsbad hat sich zu einem bedeutenden Kurort gemausert. In ebendiesem Jahr gründet Alois Chiba, der das Handschuhmacherhandwerk in Wien gelernt hat, sein Unternehmen in dem kleinen Ort Abertham, nur etwa 20 Kilometer von Karlsbad entfernt. Die vornehme und finanziell gut ausgestattete Gesellschaft des Kurorts ist eine kaufkräftige Kundschaft für die feinen Lederhandschuhe von Alois Chiba und das Geschäft floriert. Es entsteht eine Handschuh-Manufaktur, die sogar den österreichischen Kaiser mit Handschuhen beliefert. Bis zum Jahr 1880 bildet Alois Chiba über 180 Handschuhmacher aus, von denen viele wieder eigene Betriebe eröffnen. So entwickelt sich Abertham zum Zentrum der deutschen Handschuhherstellung und um die Jahrhundertwende sind mehr als 11.000 Menschen in der Branche beschäftigt.
Goldene Zeiten in den 1920er-Jahren
Auch Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Handschuhmacherei ein boomender Wirtschaftszweig und noch 1939 sind auf einem Poststempel Aberthams, die Silhouette der Stadt und ein Paar Handschuhe zu sehen. Chiba steigt in dieser Zeit zum größten Handschuhmacher in Deutschland und Europa auf, das Werk beschäftigt über 2000 Mitarbeiter. Wegen ihrer hohen Qualität sind Chiba-Handschuhe sehr geschätzt und werden weltweit, bis in die USA und nach Südamerika, exportiert. Sogar eine eigene Geschäftsstelle in England gibt es, von der aus die Handschuhe in die Kolonien des britischen Empire verkauft werden.
Der Zweite Weltkrieg bedeutet das Aus
Doch die Wirrungen des Zweiten Weltkriegs beuteln die stolze Zunft der Handschuhmacher stark und setzen dem blühenden Wirtschaftszweig ein jähes Ende. Rohstoffe sind nicht mehr verfügbar und der Warentransport funktioniert nicht mehr. Der Einmarsch der Sowjets bedeutet dann das endgültige Aus für die Chiba-Werke in Abertham. Hals über Kopf muss Hans Chiba mit seiner Familie fliehen. Mitnehmen kann er bei der Flucht mit dem Fahrrad nur das Allernötigste. Seine Frau versteckt ihren kleinen Sohn Johann in einem Leiterwagen und auf getrennten Wegen erreichen sie die bayerische Grenze. Nach einer kurzen Zeit in der Oberpfalz geht die Familie nach Kanada. Einer seiner ehemaligen Mitarbeiter hatte dort bereits vor dem Krieg eine Handschuhfabrik gegründet und bietet Hans Chiba eine Anstellung an, wohl wissend, dass dieser einer der besten Handschuhmacher ist. Die Chibas, die alles verloren haben, akzeptieren und die Familie bleibt bis 1964 in Kanada.
Neustart in einer Garage
Dann aber siegt das Heimweh und die Familie kehrt wieder zurück nach Deutschland, wo sie zunächst bei Verwandten in Piding im Berchtesgadener Land unterkommt. In einer Garage erfolgt der Neustart. Während Hans Chiba weiter feine Handschuhe fertigt, spezialisiert sich sein Sohn Johann auf Arbeitshandschuhe, wie sie in Amerika gefertigt werden. Doch damit ist er der Entwicklung in Deutschland weit voraus, denn hierzulande interessiert sich noch niemand für Arbeitsschutz. Also sattelt Johann um auf Sporthandschuhe. Das hat Erfolg und was in einer Garage begann, wächst schnell zu einem Betrieb mit über 50 Mitarbeitern und Zweigstelle im Bayerischen Wald an. Marcus Chiba, der Sohn von Johann und heutiger Firmenleiter, ist von Kindesbeinen an mit dabei und wächst sozusagen in der Werkstatt auf. Keine Frage, dass er in die Fußstapfen seiner Vorfahren tritt, die Kunst der Handschuhmacherei von der Pike auf lernt und in das Unternehmen einsteigt. Aber die Produktionskosten in Deutschland werden immer höher und zwingen auch Chiba die Produktion nach Asien zu verlegen, so wie es die meisten ihrer Kollegen längst getan haben.
Eigene Fertigungsstätte in Indonesien
Doch Marcus und sein Vater Johann wollen die Kompetenz und das Wissen, das in der Handschuhmacher-Dynastie von Generation zu Generation weitergereicht wurde, nicht gänzlich aus der Hand geben. Also eröffnen sie – getreu dem Motto von Johann Chiba „um Qualität sicherzustellen, musst du selbst produzieren“ - 1989 eine eigene kleine Näherei in Thailand. Die Rechnung geht auf und die Zahl der Mitarbeiter steigt rasch. Jedoch kann bald auch Thailand im Konkurrenzkampf um eine kostengünstige Produktion nicht mehr mithalten und wieder muss eine neue Lösung her. Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern geht Marcus Chiba nicht nach China, sondern wählt ein Land, das ihm für sein Unternehmen noch besser geeignet erscheint: Indonesien. Das Land ist bekannt für hochwertiges Leder und handwerklich sehr geschickte, zuverlässige Arbeitskräfte. An diesem Standort wächst der Betrieb ebenfalls rasant und Marcus Chiba muss immer wieder neue Arbeitskräfte anheuern, zumal er mehr und mehr auch für andere Labels produziert. Mittlerweile finden in der zweistöckigen Fertigungshalle in Semarang, Zentral Java, 500 Menschen Arbeit.
Erstklassige Qualität dank 170 Jahren Handschuhmacherei
Heute ist Chiba einer der weltweit führenden Sporthandschuhhersteller. Spitzensportler schätzen die robusten und langlebigen Produkte ebenso wie aktive Breitensportler. Überall, wo es hart zugeht, greift man schon seit Langem gerne zu bewährter Chiba-Qualität. So wie der Extremsportler Jonas Deichmann, der die 23.000 Kilometer von Alaska nach Patagonien mit dem Rad in weniger als 100 Tagen zurücklegte oder Pierre Bischoff, der 2016 das Race Accross Amerika und 2018 auch das Red Bull Trans-Siberian Extreme, das längste Etappenrennen der Welt gewann.
Einer von vielen Gründen dafür liegt auf der Hand: Das Unternehmen produziert fast alle Handschuhe immer noch selbst, während andere die Fertigung und das Know-how außer Haus gegeben haben. Die Handschuhe, die nach wie vor von Hand genäht werden, überzeugen durch ihre Passform ebenso wie durch Funktionalität.
Ein weiterer großer Vorteil der Herstellung von Arbeits- wie auch Sporthandschuhen ist, dass Erfahrungen aus dem Arbeitshandschuhbereich oft direkt in den Sportbereich übertragen werden können. Und so ist das Sortiment von Chiba im Sportsegment breit gefächert: von Winterhandschuhen für Herren, Damen und Kinder reicht es über Bergsport- und Fitnesshandschuhe bis hin zu Rollstuhlhandschuhen und Handschuhen für das Fallschirmspringen.
Die weitaus größte Produktpalette findet sich jedoch im Fahrradbereich. Sie umfasst über 100 Modelle für die verschiedensten Ansprüche und Einsatzzwecke, immer kombiniert mit einem sicheren Händchen für Schnitte und Designs.
Ist auch klar bei fünf Generationen Handschuhmacher-Tradition.
Mehr Informationen unter: https://www.chiba.de/