Europas Fahrradbranche arbeitet an einer gemeinsamen Lastenradnorm. Marco Brust, Geschäftsführer des Prüfinstituts velotech.de (Schweinfurt), erklärt die Vorteile.
Vergangene Woche trafen sich die Vertreter und Vertreterinnen der Fahrradbranche, Wissenschaft und Politik im niederländischen Normungsgremium in Delft, um eine gemeinsame europäische Lastenradnorm zu entwickeln. Die Arbeitsgruppe mit dem Kürzel CEN/TC 333/WG 9 besteht unter anderem aus Marco Brust (Geschäftsführer velotech.de), dem Anhängerhersteller NÜWiel, den Lastenrad-, Fahrrad- und Antriebsherstellern Riese&Müller, Urban Arrow, Accell, Shimano, Schaeffler, Bosch E-Bike Systems und Mando sowie der Technischen Universität Hamburg-Harburg, dem Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) und weiteren.
Gemeinsam haben sie den Entwurf der neuen Norm EN17860 erarbeitet. Sie erfasst jetzt auch schwere Lastenräder und schwere Anhänger, welche bisher nicht hinreichend normiert waren. Jeweils gesondert erfasst werden Anhänger mit eigenem Elektromotor und eigener Bremse sowie einspurige Lastenräder mit jeweils bis 250 Kilogramm zulässigem Gesamtgewicht, mehrspurige Lastenräder mit bis zu 300 Kilogramm zulässigem Gesamtgewicht und schwere Lastenräder bis 650 Kilogramm.
Export und Entwicklung werden einfacher
Der velotech.de-Geschäftsführer Marco Brust erklärt: „Lastenräder haben sich stark entwickelt. Das gilt besonders für den Gütertransport, und hier ist eine EU-Norm hilfreich, um den europaweit existierenden Flickenteppich zu vereinheitlichen. Manche Fahrzeuge werden von Land zu Land unterschiedlich eingestuft, so wird etwa in den Niederlanden ein Höchstgewicht für Lastenräder von 75 Kilogramm diskutiert; in Frankreich gelten vierrädrige Fahrzeuge in manchen Regionen nicht als Fahrrad, und in Deutschland gelten wieder andere Regeln. Das hemmt den Handel und bringt auch rechtliche Probleme. Darum hilft die neue EU-Norm. Profitieren werden also zum einen die exportorientierten Hersteller, weil der Vertrieb in der Europäischen Union leichter wird. Zum anderen erleichtert die Norm die Entwicklung jedes Herstellers, weil die Vorgaben, was das Produkt leisten muss, klarer werden.“
Bisher wurden Lastenräder nach der zuletzt 2020 überarbeiteten Norm DIN 79010 geprüft, die vom velotech.de-Gründer Ernst Brust seinerseits als Obmann erarbeitet wurde. Diese Norm wird von der neuen Norm abgelöst. Auch die alte Norm für City- und Trekkingräder, die 15194, wurde herangezogen, ist aber für Lastenräder aufgrund des stark gewachsenen Gewichts und der Sicherheitsaspekte beim Personentransport sowie den Seriellen Hybriden, also dem Fahrrad ohne Kette und ohne Zahnriemen, nicht mehr zeitgemäß. Auf europäischer Ebene wurde die Norm besprochen, alle Einsprüche wurden bearbeitet.
Lastenradnorm: Erfahrung seit 2013
Mit Lastenradnormen kennt velotech.de sich besonders gut aus: Die erste Deutsche Lastenradnorm wurde vom Gründer des Prüfinstituts, Ernst Brust, als Obmann bereits 2013 ins Leben gerufen, als das Institut gerade von der DAkkS nach ISO/IEC 17025 akkreditiert worden war. Diese Akkreditierung war Grundlage für die Anerkennung von Prüfberichten durch Behörden und half Herstellern bei der Entwicklung sicherer Fahrzeuge. Mittlerweile ist velotech.de zehn Jahre akkreditiert und feiert als Vorreiter in diesem spezialisierten Bereich Jubiläum.
Über Normen und Gesetze
Normen sind ein Beiwerk, um Gesetzestexte zu erfüllen. Mit ihnen kann ein Hersteller nachweisen, dass er sein Produkt sorgfältig entwickelt hat und so zu sicherem Lastenradverkehr beitragen. Jedoch muss beachtet werden, ob das Rad gewerblich oder privat eingesetzt wird, die Anforderungen an das Material unterscheiden sich stark. Ob eine Norm von einem Lastenrad eingehalten wird, prüft velotech.de in seinem Prüflabor in Schweinfurt.
Mehr Informationen: www.velotech.de