Vom Dreiländereck an die Ostsee – Unterwegs auf dem Oder-Neiße-Radweg

Weite Auen, naturbelassenes Ufer, geschützte Flusslandschaft, verträumte Dörfer, historische Städte: entlang von Oder und Neiße verläuft einer der idyllischsten und faszinierendsten Fernradwege Deutschlands. Die Strecke ganz im Osten der Bundesrepublik ist ausgesprochen beliebt, egal ob bei Naturliebhabern, Aktivurlaubern, Familien oder Wochenendausflüglern. Herrliche Abschnitte zum ungestörten Dahingleiten, Oasen der absoluten Ruhe sowie reichlich Gelegenheit für interessante Stopps und Erkundungen machen den Reiz der Route aus. 

Zwischen Rothenburg/ O.L. und Steinbach sollten Radfahrer unbedingt am „Brechenden Ufer“ Halt machen und den Blick auf die Neiße genießen. ©Philipp Herfort
Zwischen Rothenburg/ O.L. und Steinbach sollten Radfahrer unbedingt am „Brechenden Ufer“ Halt machen und den Blick auf die Neiße genießen. ©Philipp Herfort

Der Oder-Neiße-Radweg verbindet die Neißequelle mit der Ostseeinsel Usedom. Wer seine Tour am Startpunkt in Nová Ves nad Nisou beginnt, fährt zunächst rund 56 Kilometer über tschechisches Gebiet. Auf dem Weg nach Sachsen passiert man den Dreiländerpunkt, wo Deutschland, Polen und Tschechien aneinanderstoßen. Die Route führt gen Norden weiter durch die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, bis nach 630 Kilometern das Kaiserbad Ahlbeck auf Usedom erreicht ist.

 

Etwa ein Fünftel des Oder-Neiße-Radweges führt durch die Oberlausitz

Das sächsische Teilstück des überregionalen Radweges bietet viel Abwechslung. In Zittau lohnt sich ein Halt, um zwei bundesweit einmalige Schätze zu besichtigen: das Kleine und das Große Fastentuch. Besonders reizvoll ist der Abschnitt von Hirschfelde nach Ostritz, der völlig abseits der Straße durch das Tal der Neiße führt. Man radelt ganz nah am Fluss bis zum Kloster St. Marienthal, das seit 1234 ununterbrochen von Zisterzienserinnen bewohnt wird.

 

Unbedingt Station sollte man in Görlitz einlegen. Die Stadt gleicht einem Bilderbuch der Architekturgeschichte. Das einzigartige Flächendenkmal beeindruckt mit Bauwerken aus der Zeit der Gotik, des Barocks, der Renaissance, des Jugendstils sowie der Gründerzeit. Auch ein Abstecher nach Polen bietet sich in Görlitz an. Über die Altstadtbrücke lässt sich mühelos über die Grenze hinüber ans andere Ufer der Neiße flanieren.

Der wunderschöne deutsch-polnische Landschaftspark, geschaffen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau lädt zum Entdecken, Entschleunigen und Genießen ein. / (c) Philipp Herfort
Der wunderschöne deutsch-polnische Landschaftspark, geschaffen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau lädt zum Entdecken, Entschleunigen und Genießen ein. / (c) Philipp Herfort

Nördlich von Görlitz gibt die weite Landschaft immer wieder Anlass, den Blick wohltuend in die Ferne schweifen zu lassen, während man auf glattem Asphalt dahin rollt. Kleinode an der Strecke sind der Landschaftspark in Rothenburg/ O.L. oder die kleine Fachwerkkirche in Pechern. Wer die „Geheime Welt von Turisede“ erobern möchte, sollte genügend Zeit einplanen. Der etwas andere Abenteuerfreizeitpark in Zentendorf lockt mit einer weitläufigen Spiellandschaft, einem Café über der Neiße und Übernachtungsmöglichkeiten in Baumwipfeln.

 

An der sächsischen Grenze zu Brandenburg empfiehlt sich ein Halt im Muskauer Park, der 2004 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Auf rund 830 Hektar dehnt sich Fürst Pücklers Meisterwerk beiderseits der Neiße aus. Eine Ausstellung im Neuen Schloss beleuchtet u.a. das Leben des exzentrischen Gartenkünstlers. Zugleich liegt der Landschaftspark im Muskauer Faltenbogen, der als Geopark ebenfalls UNESCO-Status hat.

Vom Rad aufs Wasser

Wer Lust hat sein Rad gegen ein Paddelboot zu tauschen, kann dies z.B. bei Neiße-Tours in Rothenburg/ O.L. tun. ©Philipp Herfort
Wer Lust hat sein Rad gegen ein Paddelboot zu tauschen, kann dies z.B. bei Neiße-Tours in Rothenburg/ O.L. tun. ©Philipp Herfort

Ob zu Fuß, im Boot oder auf schmalen Gleisen - wer auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs ist, muss sich nicht zwangsläufig nur auf zwei Rädern bewegen. In der Oberlausitz gibt es entlang der Strecke sehr unterschiedliche Möglichkeiten, auf andere Art aktiv zu werden. Paddeln, Surfen, Wandern, Baden, Klettern, Fahrten in der Kutsche oder mit der Schmalspurbahn lassen sich wunderbar mit dem Radeln verbinden. Freilich sollte man ausreichend Zeit im Gepäck haben, wenn man den Drahtesel vorübergehend stehen lässt, um die Umgebung abseits des Radweges zu erkunden. Ab- und umsteigen lohnt sich in jedem Fall.

 

Mancher mag bei seiner Tour entlang der Neiße Lust verspüren, ein Stück des Weges auf dem Fluss zurückzulegen. In Rothenburg/ O.L. besteht die Möglichkeit, ins Schlauchboot umzusteigen und die Natur entlang der Neiße beim gemütlichen Paddeln zu genießen. Weitere Einstiegsorte für Paddeltouren auf der Neiße befinden sich in Hirschfelde/ Rosenthal, Deschka, Lodenau, Zentendorf, Klein Priebus, Pechern und Bad Muskau. Wer lieber mit einer frischen Brise Wind übers Wasser fährt, kommt am Berzdorfer See beim Surfen oder Segeln auf seine Kosten. Das Gewässer, das südlich von Görlitz aus einem Tagebau entstand, kann man freilich auch für eine erfrischende Rast ansteuern. An vielen Stellen direkt am Rundweg ist das Baden möglich. Zum Abkühlen und Entspannen bieten sich zudem das Freibad in Skerbersdorf und die Erlebniswelt mit Saunadorf in Krauschwitz an. Beide Einrichtungen liegen direkt am Radweg.  

Von Action bis Entschleunigung

Ein Spaziergang in den Badepark mit seinen erhalten gebliebenen Villen und der Eisenvitriol-Quelle lohnt ebenfalls. / Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ ©Astrid Roscher
Ein Spaziergang in den Badepark mit seinen erhalten gebliebenen Villen und der Eisenvitriol-Quelle lohnt ebenfalls. / Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ ©Astrid Roscher

Unweit des Freizeitbades in Krauschwitz können Wagemutige einen Kletterfelsen erklimmen. Etwa 1000 Griffe geben an der künstlichen Erhebung Halt, um auf einen von drei Gipfeln bis in 18 Meter Höhe zu gelangen. Für all jene, die es weniger abenteuerlich mögen, sei eine gemütliche Fahrt in der Muskauer Waldeisenbahn empfohlen. Sie verkehrt zwischen Bad Muskau und Weißwasser, wobei die Strecke teilweise durch den Fürst-Pückler-Park führt. Den Landschaftsgarten an der Neiße kann man zu Fuß bei einem ausgedehnten Spaziergang oder entspannt in der Kutsche durchstreifen. Schon Hermann von Pückler-Muskau (1785 - 1871), der Schöpfer des berühmten Parks, riet Gästen zu einer solch geruhsamen Erkundungstour. Dabei lassen sich zweifellos nicht nur unvergessliche Eindrücke, sondern auch Kraft sammeln, um später auf dem Radweg wieder selbst aktiv in die Pedale zu treten.

 

Weitere Informationen zum Neisseland, zu Görlitz und der Region Oberlausitz:

www.neisseland.de

www.goerlitz.de

www.oberlausitz.com