Moderne Mobilität — Zehn Jahre Dienstrad-Leasing

Dass Diensträder und Dienstwagen rechtlich gleichgestellt sind, ist seit 10 Jahren so. Und genau so lange gibt es mein-dienstrad.de, einen der Vorreiter beim Dienstrad-Leasing. Die Agentur Team Code Zero aus Berlin hat mit dem Gründer Ronald Bankowsky über Wachstum und Durststrecken, über Anfänge und Aufbrüche sowie über Deutschlands Zukunft als Fahrradland gesprochen. 

Gründer von mein-dienstrad.de Ronald Bankowsky
Gründer von mein-dienstrad.de Ronald Bankowsky

2012 wurden in Deutschland die rechtlichen Voraussetzungen für das Leasen von Diensträdern geschaffen. Damals entschieden die obersten Finanzbehörden von Bund und Ländern, Fahrräder den Dienstwagen steuerlich gleichzusetzen. Einer der ersten, der das Potential dieser Entscheidung erkannte, war Ronald Bankowsky – er gründete noch im selben Jahr ein Startup dazu, das in mein-dienstrad.de aufging. Im nachfolgenden Interview verrät er, wie die ersten Schritte in dieser damals neuen Branche abliefen, welche Herausforderungen sein Unternehmen meistern musste und wie er den heutigen Fahrradmarkt beurteilt.


Leidenschaft Fahrrad, Gespür für den Markt oder zufällig hineingestolpert: Warum haben Sie sich 2012 entschlossen, ein Unternehmen für Dienstrad-Leasing zu gründen?
Das war irgendwie eine Mischung aus allem. Seit meiner frühen Jugend bin ich begeisterter Radler und war später sogar Radrennfahrer. Mein Fahrrad und ich waren unzertrennlich, es war quasi Teil meiner DNA. Anfang 2012 wurde ich für eine Marktrecherche gefragt, was ich denn von diesen – in Anführungszeichen – neumodischen E-Bikes halte. Also bin ich zu einem Fahrradhändler gefahren und habe gleich mehrere Testfahrten auf E-Bikes gemacht. Und soll ich Ihnen was sagen? Es hat mich von Anfang an gepackt. Der elektrische Rückenwind hat mich an meine Jugendzeit auf den Deichen erinnert. Ich kaufte mir spontan ein Mountainbike mit E-Motor und bin damit nach Hause gefahren. Mir war jedoch klar, dass so ein E-Bike eine Investition ist, die sich nicht jeder einfach so leisten kann. Noch am selben Abend entschied ich, daraus ein Produkt abzuleiten. Das war also die Geburtsstunde von mein-dienstrad.de.

Der Schritt in die Selbstständigkeit ist oft schwierig, aber Sie hatten darin schon Erfahrung.
Genau, 2008 habe ich eine Werbeagentur gegründet, die sehr gut lief. So konnte ich 2012 mein neues Startup mit eigenem Kapital und viel Marketing-Know-how ausstatten. Für den Start war das eine enorme Hilfe. In den Anfangsjahren hatten sich in Deutschland nur sehr wenige Unternehmen mit dem Thema Dienstrad-Leasing beschäftigt, da war es eine der Hauptaufgaben, Skepsis abzubauen. Erst ab 2015 nahm die Zahl der Anfragen zu, dann auch gleich ziemlich drastisch.


Haben Sie an der Entscheidung jemals gezweifelt?
Ein paar Zweifel hat es schon gegeben, ja. Zu Beginn, als noch kaum Kunden auf das Rad umsteigen wollten und wir relativ viel Geld in Werbung und Personal investiert haben. Ich sagte aber zu mir selbst: Du brauchst viel Puste, um diese Steigung zu schaffen. Also habe ich weiter in die Pedale getreten – im übertragenen und wörtlichen Sinne. Und das hat sich dann im Endeffekt auch im derzeitigen Erfolg gezeigt.

Was waren denn für Sie die schönsten Momente in den letzten zehn Jahren?
Wir bieten bei mein-dienstrad.de ja Räder aller Art an, und die ersten Gehversuche im Bereich der E-Mobilität, ungefähr zwischen 2014 und 2016, waren schon recht amüsant. Die Autoindustrie war noch sehr zögerlich und nach meiner Meinung ließ sich damals gerade mit E-Bikes das Potential der elektrischen Mobilität ausnutzen. Wir hatten eines der ersten E-Lastenräder bei uns im Einsatz – für Promotionsfahrten. Unsere Mitarbeiterin wurde dann immer bestaunt als kämen wir vom Mond, wenn wir mit unserem spacigen Lastenrad vorgefahren sind.

Und woran erinnern Sie sich nicht so gerne zurück?
An die hohe Fluktuation von Mitarbeitern, die wir zwischen 2016 und 2018 hatten. Das war leider die Kehrseite des rasanten Wachstums und wir haben aus der Zeit viel gelernt. Diese wilden Startup-Jahre sind jetzt Geschichte. Heute sind wir ein professionelles und stark wachsendes Unternehmen mit einer motivierten und eingespielten Belegschaft. Wir wollen uns natürlich jederzeit verbessern, aber das Erreichte kann sich schon sehen lassen, finde ich.

Wie meinen Sie das, „kann sich sehen lassen“?
In den letzten zwei Jahren konnten wir unseren Umsatz ungefähr vervierfachen, und die Nachfrage nach Diensträdern steigt weiterhin. Wir beschäftigen im Moment knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 20-30 neue Stellen werden wir in diesem Jahr wahrscheinlich noch besetzen. Ich selbst habe mich im Februar 2021 aus der Geschäftsführung zurückgezogen und sie meinem langjährigen Geschäftspartner Marcel Nothnagel überlassen, als Senior Advisor bleibe ich aber weiterhin an Bord. Ich bin überzeugt, dass sich das Unternehmen auch unter Marcels Führung stark weiterentwickeln wird. Aktuell arbeiten wir dafür an der Einführung einer neuen Software-Lösung. Damit sind wir in den Abläufen voll digital und doch immer persönlich erreichbar.

Hatte Corona darauf irgendeinen Einfluss?
Corona hat nicht nur uns, sondern dem Leasingsektor generell nochmal einen Schub beschert. Durch die Lieferengpässe einerseits und unser großes Händlernetzwerk andererseits, konnten wir vielen Kunden ihr Wunschrad vermitteln, das sie bei ihrem Händler sonst nicht bekommen hätten. Die Pandemie hat aber auch dafür gesorgt, dass sich das Fahrrad als gutes und zuverlässiges Verkehrsmittel in der Gesellschaft etablieren konnte. Das war es zwar vielerorts schon, aber Covid-19 hat diesen Trend beschleunigt. Ohne Corona wäre die Entwicklung erst in drei bis fünf Jahren soweit gewesen. Gegenüber PKWs und dem ÖPNV sehe ich das Rad auf der Überholspur in Städten.

In letzter Zeit ist ja oft der Begriff „Fahrradland“ zu lesen. Ist Deutschland auf dem Weg dorthin oder bleibt es ein Autoland?
Wir stehen ja noch ganz am Anfang des Transformationsprozesses. Planungen der Behörden für neue Strecken oder Umbauten dauern nun mal, so dass wir weitreichende Veränderungen realistisch wahrscheinlich erst in drei bis vier Jahren spüren werden. Ich selbst bin auch überhaupt nicht gegen den PKW-Verkehr. Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch das für ihn passende Verkehrsmittel jeden Tag neu wählen. Die Macht der Gewohnheit ist dabei jedoch oft das größte Problem. Warum sollte ein Pendler, der vier Kilometer von seiner Wohnung entfernt arbeitet, nun Fahrrad statt Auto fahren? Dabei ließe sich so viel Geld sparen. Vor kurzer Zeit habe ich die Seite steigum.de entworfen. Dort kann jeder nachschauen, wie viel Geld ihm durch ein anderes Fahrverhalten zur Verfügung stünde.

Was müsste denn verbessert werden, um das Radfahren weiter zu fördern?
Ein wirklicher Anreiz wäre es etwa, wenn der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern für jeden gefahrenen Kilometer mit dem Rad eine direkte Belohnung zahlt. Vielleicht einen Bonus von 30 Cent pro Kilometer. Bei einer Fahrt von vier Kilometern kommen so über 500 Euro im Jahr zusammen. Ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen alleine schon für die Nachhaltigkeit oder die Gesundheit auf das Rad wechseln würden – oft ist dafür aber doch eine gewisse Belohnung nötig.  

Sie haben nun also 10 Jahre in der Fahrradbranche hinter sich. Was wünschen Sie sich für die nächste Dekade?
Ich bleibe dem Mobilitätssektor auf jeden Fall treu und würde mich über einen Schulterschluss aller Akteure am Markt freuen. Dafür baue ich momentan neue Geschäftsfelder im In- und Ausland auf, z.B. die Fast2Work GmbH. Ich weiß, dass mein-dienstrad.de bei Marcel Nothnagel und dem gesamten Team in guten Händen ist, deswegen kann ich allen Kollegen nur wünschen, dass es weiter nach oben geht - wie bisher. Das Leasing wird immer beliebter, das spüren wir schon seit einigen Jahren, und der Trend wird weiter zunehmen. Ich selbst möchte an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten, aber ich habe viele Ideen und werde die besten auch umsetzen.

 

www.mein-dienstrad.de