Kidical Mass - Bundesweite Aktion steht in den Startlöchern

„Platz da für die nächste Generation!“ Die Kidical Mass erobert mit ihren bunten Fahrraddemos die Straßen in
über 90 Städten im ganzen Land und darüber hinaus.

Mehr Platz, Freiräume und Spaß am Fahrradfahren / Foto: Volksentscheid Fahrrad/Norbert Michalke
Mehr Platz, Freiräume und Spaß am Fahrradfahren / Foto: Volksentscheid Fahrrad/Norbert Michalke

In mehr als 90 Städten in Deutschland, Belgien, England, Österreich und der Schweiz werden Kinder, Jugendliche und Familien am 19. und 20. September 2020 auf Fahrrädern eine riesige Kidical Mass veranstalten. Zum Weltkindertag und im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche fordern sie ein Umdenken in der Verkehrspolitik. „Wir wollen, dass sich Kinder sicher und selbständig mit dem Fahrrad in unseren Städten bewegen können. Mehr Freiräume zum Bewegen und Fahrradfahren haben in Corona-Zeiten eine noch höhere Bedeutung bekommen“, erklärt Organisatorin Simone Kraus.
Das gemeinsame Wochenende, das in dieser Form erstmalig ist, wurde von der Kidical Mass Köln ins Leben gerufen. Unterstützt und organisiert wird es von ADFC, Campact, Changing Cities, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, RADKOMM, VCD sowie mehr als 150 lokalen und regionalen Vereinen, Organisationen und Initiativen.

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Wir wollen eine #FahrradGeneration

In unseren Städten sind die Bedingungen für Radfahrende, insbesondere für Kinder und Jugendliche sehr schlecht. Es fehlt vor allem an Platz: zu schmale, ungeschützte oder oft gar keine Radwege. Viele Eltern haben Angst um ihre Kinder und fahren sie lieber mit dem Auto.

 

85 Prozent der Befragten in den Großstädten und 74 Prozent insgesamt würden Kinder nur mit schlechtem

Gefühl allein Fahrradfahren lassen (ADFC-Fahrradklima-Test 2018)[1]. Dahingegen wünschen sich 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine bessere Erreichbarkeit für Orte zum Draußenspielen, u.a. durch sichere

Radwege (Deutsches Kinderhilfswerk, Kinderreport 2020,) [2]. Am sichersten fühlen sich (selbst) Erwachsene, wenn Rad- und Autoverkehr baulich voneinander getrennt sind (Der Tagesspiegel, Straßencheck 2020)[3].

 

Politik und Verwaltungen tun viel zu wenig, um die Situation zu verbessern. Aktuelle Maßnahmen wie die Einrichtung von Fahrradstraßen, die dennoch für den Durchgangsverkehr geöffnet sind, oder bloße Markierungen auf viel befahrenen Straßen reichen bei weitem nicht aus.

 

Die Kidical Mass will die Menschen für eine nachhaltige Mobilität begeistern. Fahrradfahren muss sicher und bequem werden, damit alle Generationen aufsatteln.

[1] ADFC Bundesverband e.V.: Dossier zum Fahrradklima-Test 2018: https://www.adfc.de/dossier/dossier-zum-fahrradklima-test-2018/, Abruf 12.08.2020

[2] Deutsches Kinderhilfswerk: Kinderreport Deutschland 2020, S. 25:
https://www.dkhw.de/schwerpunkte/kinderrechte/kinderreport-2020-die-bedeutung-des-draussenspielens-fuer-kinder/; Abruf 12.08.2020

[3] Der Tagesspiegel: Straßencheck 2020: Solche Straßen will Berlin, 06.07.2020:
https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/strassencheck-ergbnisse-diese-strassen-will-berlin/; Abruf 12.08.2020

 

Die Kidical Mass fordert kinder- und fahrradfreundliche Städte
„Würde ich mein Kind hier allein mit dem Rad fahren lassen? An dieser Frage muss sich eine Stadt messen lassen“, sagt Organisator Steffen Brückner. „Die Städte müssen die selbständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen ermöglichen sowie kinderfreundliche Lebensräume schaffen. Dazu benötigt es ein progressives Vorgehen, so wie es Städte wie Utrecht und Paris vormachen.“

 

In einigen Städten fährt die Kidical Mass entlang so genannter „Human Protected Bikelanes“, die Greenpeace an diesem Tag symbolisch für sichere Radwege einrichtet.

 

Die Kidical Mass fordert Tempo 30 innerorts und sichere Schulradwegenetze als wichtiger Bestandteil durchgängiger, engmaschiger Radwegenetze in den Städten. Im Umfeld von Schulen sollen flächendeckend Fahrradstraßen und als Sofortmaßnahmen Schulstraßen nach Wiener Vorbild eingerichtet werden. Um den Forderungen auf Bundesebene weiteren Nachdruck zu verleihen startete das Bündnis mit lokalen Petitionen zur Verkehrswende auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact.

 

 

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der KIDICAL MASS KÖLN. Foto: Stefan Flach
Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der KIDICAL MASS KÖLN. Foto: Stefan Flach

Ein breites Aktionsbündnis und die Verantwortung

 

Zahlreiche ehrenamtliche Helfer:innen stellen die Kidical Mass auf die Räder. Bisher wurden mehr als 100 Fahrraddemos in mehr als 90 Städten angekündigt. Von Aachen bis Würzburg sind fast alle größeren Städte dabei, dazu auch Kreisstädte und ländliche Regionen. Die Liste aller Aktionsstandorte finden Sie auf den Infoseiten der Initiative.

 

Bei der Kidical Mass achten alle an Start, Ziel und unterwegs auf genug Abstand. Die Touren finden in enger Abstimmung mit den örtlichen Behörden statt. Die aktuellen Corona-Entwicklungen werden genau beobachtet und entsprechend verantwortungsbewusst gehandelt.

 

www.kinderaufsrad.org


Hintergrund Kidical Mass

 

Die Kidical Mass setzt sich mit ihren bunten Fahrraddemos für kinder- und fahrradfreundliche Städte ein. Die Touren sind für alle von 0 bis 99 Jahre geeignet. Die Polizei sichert die Wege.

 

Die Kidical Mass wurde in 2008 in Oregon, USA ins Leben gerufen. Die ersten deutschen Kidical Mass fanden 2017/2018 in Städten wie Berlin, Darmstadt, Stuttgart und Köln statt. 2019 gab es bereits 30 Kidical Mass in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit teils 700–1.100 Teilnehmenden. Mit dem Aktionswochenende am 19. & 20. September 2020 findet die Kidical Mass zum ersten Mal zeitgleich in ganz Deutschland und darüber hinaus statt.