Jeder Radfahrer ist einzigartig hinsichtlich seiner körperlichen Statur und Körpermaße – kein Wunder also, dass nicht jedes Detail eines Serienrades stets perfekt für jeden Radfahrer optimal passen kann. Für den Fahrrad-Fachhandel ist diese Tatsache eine echte Herausforderung!
(Text: Florian Storch)
Von der Wichtigkeit eines ergonomisch korrekt eingestellten Rades und entsprechender Produkte, gerade auch für den Fahrradeinsteiger oder Wiedereinsteiger, weiß Daniel Gareus, Marketingleiter bei Cosmic Sports in Fürth, zu berichten. „Die passende Ergonomie am Rad ist für jeden Radfahrer ein zeitlos wichtiges Thema. Viele Fahrrad-Neueinsteiger haben unserer Erfahrung nach so ihre Probleme und verspüren etwa Schmerzen beim Sitzen oder auf längeren Touren im Nackenbereich.
Gute Fachhändler sind kompetent in Sachen Radergonomie, mit ihnen lassen sich etwaige Probleme wie die korrekte Einstellung der entsprechenden Parameter am Rad effektiv beheben. Dabei bieten sich alle Kontaktpunkte am Rad natürlich als Ergonomiepunkte an.
Schritt für Schritt lassen sich diese individuell optimieren – von unterschiedlichen Lenkerkröpfungen bis hin zu längeren Pedalachsen, mit denen sich die Standbreite auf den Pedalen derart korrigieren lässt, dass größere Biker nicht mit der Ferse an den breiter gewordenen Hinterbauten mancher Mountainbike-Fullys schleifen.
Der Start in die erfolgreiche Ergonomieberatung und Vermessung beginnt beim Händler
Am Anfang der Ergonomieberatung sollte eine fachgerechte Vermessung stehen. Als erster, zentraler Schritt darf die Ermittlung des Sitzknochenabstands gelten, vom Berater durchgeführt auf den dazu eigens entwickelten Messhockern von Ergon (TS1 Digital) oder SQ Lab/Bodyscanning CRM. Ausgehend vom ermittelten Messwert, kann der nächste Schritt die geeignete Sattelbreite sowie -form ableiten. Wichtige Aspekte, darunter die unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten bei Mann und Frau, sollten dabei von Beginn an Berücksichtigung finden, um späteres Unwohlsein im Radsattel zu verhindern. Vorteil der kontaktlosen Erfassung des Radfahrers mittels Kameras und zahlreicher Messpunkte beim Vermessungsgerät von Bodyscanning: Die clevere, rechnergestützte Messmaschine erstellt ein digitales Körperprofil und, basierend auf selbigem, die optimale Radeinstellung fürs Rad. Angewandt werden können die gewonnenen Justageinformationen selbstverständlich gleichermaßen beim Radneukauf oder der ergonomischen Optimierung des vorhandenen Fahrrads.
Viele ergonomische Lösungsvorschläge, mit deren Anwendung sich Schmerzen vermeiden lassen, kann der Fachhändler durch sein Wissen und kompetente Beratung in Sachen Ergonomie herausfinden. Unsere Erfahrung ist: Ein Radfahrer, der beim Radfahren Schmerzen erlebt, kann bereits mit einer Investition von zwischen 60 und 100 Euro beschwerdefrei unterwegs sein und so sein Problem lösen. Das gilt für die große Masse der Radfahrer. Ist jemand bereit, deutlich mehr Geld auszugeben, so sind ergonomisch gestaltete Produkte, die ganz konkrete Probleme des Pedaleurs zu lösen vermögen, eine Alternative. Ein Beispiel dafür ist das als Medizinprodukt zertifizierte EP-1 Med für City- und Tourenradler. Ein schlichtes, zugleich durchdachtes Pedal, dessen Oberfläche konkav gewölbt ist, wodurch der Fahrer seine Kraft über eine größere Auflagefläche gleichmäßig und kraftschlüssig überträgt. Druckspitzen und Taubheitsgefühle werden auf diese Weise effektiv vermieden.
Länger im Sattel dank E-Bike
Die Ergonomie als Garant für die Zufriedenheit auch beim E-Bike-Fahrer, schließlich sind nun auch Fahrer mit nicht sonderlich ausgeprägter Kondition spielerisch(er) in der Lage, mehrstündige Touren zu unternehmen – und damit steigen freilich die Ansprüche an die Qualität der Kontaktpunkte. Dazu kommentiert Rolf Häcker von der Firma Humpert: „Unsere Kunden sitzen heute viel länger im Sattel als früher, die Verweildauer auf dem Rad ist höher. Die Leute fahren ihr Rad heutzutage auch am Wochenende gern länger, wollen Natur und frische Luft anstatt Auto und häufige, aufwändige Parkplatzsuche. Das E-Bike erlaubt auch den weniger Trainierten ganz andere Reichweiten. Menschen, die früher nur zum Bäcker gefahren sind, legen jetzt gern auch einmal mehrstündige Touren zurück.“ Klar, dass der Radfahrer damit einen Sattel benötigt, mit dem er das auch dauerhaft beschwerdefrei tun kann. Sich ins Bewusstsein holen sollten sich Händler und deren Mitarbeiter, dass bei vielen Städtern – und nicht nur diesen! – ein ernsthafter Sinneswandel vonstatten geht, nach dem Motto: Zweitauto oder gar Auto ade, stattdessen häufiger rauf aufs Rad! Eben dieser Zugewinn an Lebensqualität ist es, der nicht wenigen Radfahrern eine größere Investition in ein gutes Rad Wert ist – sowie in ergonomisch sinnvolle Parts.
Die Kompetenz eines Radhändlers macht sich in punkto Ergonomie für den Radfahrer bezahlt: Da das Thema sehr komplex ist und jeder Radfahrer hinsichtlich seiner Körpermaße sowie fahrerischen Bedürfnisse so unterschiedlich ist, ist eine individuelle Beratung von Nöten. Beispielsweise ist das Thema Sattel ein generell anspruchsvolles, da bekanntermaßen natürlich nicht jeder Radfahrer mit dem gleichen Sattel gut zurecht kommt und eine klare Vorab-Empfehlung durch Hersteller und Handel oft nicht getätigt werden kann. Hier ist es also sinnvoll, von den Erfahrungen des Händlers mit bestimmten Sattelmodellen zu profitieren, um gemeinsam zur besten Sattellösung zu finden. Im Weiteren sind bei einem guten Händler, genügend Pedale in verschiedenen Achslängen vorrätig, dank derer seine Beinachse korrekt ausgerichtet und seine Beinkraft optimal und kraftschonend aufs Pedal gebracht werden kann.
Eine Auswahl von Produkten rund um das Thema Ergonomie