Die Siegesfahrt von Helen Grobert war wohl einer der bemerkenswertesten und emotionalsten Momente des Weltcups in den vergangenen Jahren, allerdings mit einer sehr betrübten Stimmungslage. Mit der Remetschwielerin war es ausgerechnet eine Focus-Teamkollegin der so tragisch verstorbenen Annefleur Kalvenhaar, die das U23-Rennen gewann.
Die Niederländerin Kalvenhaar war am Samstag in der Qualifikation zum Eliminator auf einer Brücke unglücklich gestürzt und hatte sich schwere Verletzungen am Kopf zugezogen, die schließlich zum Tod führten.
Redaktion: Dr. Josef Bernhart • kg
Trotz schneller Hilfe und der Einlieferung via Hubschrauber in die Spezialklinik von Grenoble, konnten die Ärzte das Leben der erst 20-jährigen Holländerin nicht mehr retten. Es war der erste Todessturz im Mountainbike-Crosscountry-Weltcup überhaupt. Ein rabenschwarzer Tag für die gesamte Rennszene und alle MTB-Fans.
Als Zeichen der Trauer um die verstorbene Annefleur Kalvenhaar hatten die Bikerinnen am Sonntag eine Blume an Helm oder Bike drapiert. Und der Kommentar der viertplatzierten Schweizerin Andrea Waldis (Colnago Südtirol) spricht für sich: "Ich mag es der Helen so sehr gönnen, wir haben es uns alle gewünscht, dass sie gewinnt." Eva Lechner vom Colnago-Team kommentierte einen Tag nach dem Eliminator-Bewerb den tragischen Tod der Niederländerin: "Wir sind alle sehr bestürzt. Wir tragen Annefleur im Herzen, drücken ihrer Familie, ihren Freunden und dem gesamten Team unser großes Mitgefühl aus."
Helen Grobert ging am Sonntag im U23-Rennen schon auf dem ersten Kilometer in Führung, allerdings nicht geplant, wie sie bekennt: "Ich wollte einfach einen schönen Start fahren und habe dann einfach gepowert. Es hat geklappt", erklärte Grobert. Die Dritte der Elite-DM holte rasch eine halbe Minute Vorsprung heraus, auch weil die Führende im U23-Weltcup, die favorisierte Französin Margot Moschetti in der Startphase stürzte und weit zurückfiel.
Hinter ihr bildete sich mit Yana Belomoina, Linda Indergand und Andrea Waldis eine dreiköpfige Verfolgergruppe. Belomoina verkürzte den Rückstand in den Anstiegen immer wieder, doch Grobert war technisch stärker. "Ich wusste, dass ich am Berg nicht übers Limit gehen durfte, damit ich die technischen Passagen konzentriert nehmen kann", erklärte Grobert ihre Strategie. Tatsächlich vergrößerte sie den Abstand im letzten Streckenteil immer wieder.
"Ab der Hälfte musste ich kämpfen. Ich habe immer wieder an Annefleur gedacht, aber es hat mich nicht behindert, sondern hat mir Kraft gegeben", sagte Grobert zu den emotionalen Begleitumständen. "Das ist unglaublich, ich bin ein Fan von Helen Grobert", meinte ein französischer Journalist zu dieser Leistung. Im Ziel war die Stimmung nicht übermütig, sondern eher ruhig, aber sehr bewegt – und die Umarmungen fielen länger aus als gewöhnlich.
© Quelle: BDR-Medienservice